Die Kleidungsstücke der Urmenschen bestanden aus Leder, Tierfellen, Häuten und anderen verwertbaren Elementen wie Sehnen, die ihnen die erlegten Beutetiere lieferten. Zudem wurden auch Pflanzenfasern etwa zur Polsterung oder zur Herstellung von einfachen Garnen verwendet. Jüngste Funde bestätigen, dass die Steinzeitmenschen dabei geplant vorgingen und gezielt Pflanzenbestandteile von bestimmten Bäumen nutzten und weiterverarbeiteten. Sie entnahmen beispielsweise Bestandteile der Borke von Kiefern und zwirbelten daraus Garne. Die Verwendungsmöglichkeiten der steinzeitlichen Naturgarne müssen vielfältig gewesen sein. Vermutlich stellten sie damit Kleidung und Taschen her. Auch die Verwendung bei der Herstellung und Optimierung von Waffenteilen ist denkbar.
Dank der Erkenntnisse der Wissenschaft und des technischen Fortschritts können heutzutage Textilien aus allen möglichen Grundstoffen hergestellt werden. Ein recht neuer Trend ist beispielsweise die Textilgewinnung aus Holz. Dies mag zunächst merkwürdig klingen, zumal Holz an sich ein grobes und sperriges Material ist, das auch noch splittern kann. Das Material muss zunächst eine Reihe von Verarbeitungsprozessen durchlaufen, damit daraus eine Faser wird, die zu Garn und Stoffen weiterverarbeitet werden kann. Aber anschließend ist es möglich, daraus Kleidung herzustellen, die vielen der herkömmlichen Bekleidungsstücke wie beispielsweise T-Shirts oder Pullover in nichts nachstehen. Tatsächlich weisen die Kleidungsstücke im Vergleich zu den gewöhnlichen sogar einige markante Vorteile auf, die sie in vielerlei Hinsicht überlegen machen.
Kleidung aus Holzfasern ist verblüffend weich und bietet einen sehr hohen Tragekomfort. Optisch ist sie mindestens ebenbürtig oder gar eleganter. Darüber hinaus sind die Stoffe atmungsaktiv und klimaregulierend – man schwitzt also weniger und friert bei moderaten Temperaturen nicht unbedingt. Einer der Hauptvorteile für die Träger und Verbraucher ist die antibakterielle Eigenschaft der neuen Kleidungsstücke. Bakterien können sich nicht so leicht in den Geweben festsetzen und vermehren, wodurch auch kaum störenden Gerüche entstehen, wie man es etwa von herkömmlichen T-Shirts kennt, die an heißen Tagen oder beim Besuch eines Fitnessstudios meist schon nach wenigen Minuten anfangen zu müffeln.
Wem das noch nicht genügt, den überzeugt vielleicht das Argument, dass die Herstellung im Prinzip als umweltfreundlich und nachhaltig einzustufen ist. Es gibt inzwischen eine Reihe von Herstellern, die ihre Produktion komplett innerhalb der Europäischen Union abwickeln. Denn so kann gewährleistet werden, dass die Qualität in jeder Hinsicht stimmt und man nicht am Ende wieder ein Produkt am Körper tragen muss, das im Grunde genommen ethisch und moralisch nicht vertretbar ist. Kleidung aus Holz ist momentan noch nicht so günstig wie die am Markt etablierten, aus Asien stammenden Standardprodukte. Aber bei Betrachtung des absoluten Preis-Leistungs-Verhältnisses dürfte dies nur eine Frage der Zeit sein.